Sicher kennen Sie das:
Sie werden von Bekannten eingeladen,
Ihr Chef teilt Ihnen eine zusätzliche Aufgabe zu,
Ihre Kinder planen eine Wochenendunternehmung oder
Ihr Partner äußert eine Kritik.
Man erwartet von Ihnen eine Reaktion, sie müssen Stellung nehmen, was letztlich bedeutet: sie müssen eine Entscheidung treffen!
Bevor Sie sich nun Ihren Mitmenschen gegenüber äußern, haben Sie es zunächst mit inneren Reaktionen zu tun. Kein Problem, wenn sich diese eindeutig anfühlen wie: „Oh ja, gerne!“ oder: „Nein, das geht nicht!“ oder Ähnliches. Viel schwieriger aber, wenn sich innerlich nur ein „einerseits – andererseits“ erspüren lässt, wenn Sie gegensätzliche Wünsche und Impulse haben und in einen inneren Konflikt geraten. Solche Konflikte sind mit starken inneren Spannungen verbunden, mit Gefühlen von Zerrissenheit oder auch von Lähmung und Ohnmacht. Und nach außen sind wir nicht wirklich kontaktfähig, wirken uneindeutig und verspielen damit die Chance, Einfluss zu nehmen. Selbst wenn wir gar nicht reagieren, enthält diese Vermeidung eine Botschaft an unser Gegenüber:
so würden die Bekannten ihre Einladung vermutlich als (auf unfreundliche Weise) abgelehnt verstehen,
der Chef seine Anforderung als selbstverständlich akzeptiert,
die Kinder ihre Unternehmung als erlaubt und
der Partner seine Kritik als Anlass für beleidigten Rückzug.
Viele Menschen kennen solche Entscheidungsunsicherheiten aus tausend alltäglichen Situationen und fühlen sich praktisch ständig unter Entscheidungsdruck, verbunden mit dem bedrohlichen Gefühl, eine falsche Wahl treffen zu können.
Für andere treten solche Entscheidungsunsicherheiten nur in einigen typischen wiederkehrenden Situationen auf, die sie dann aber auch als belastend erleben.
Manche Menschen stehen auch vor besonders existentiellen, schwerwiegenden Entscheidungen, etwa ob sie einen anderen beruflichen Weg einschlagen oder eine Partnerschaft beenden sollen. Solche grundlegenden Fragen erzeugen besondere Ängste vor Fehlentscheidungen und führen deshalb oft zu quälend langen inneren Patt-Situationen oder Grübelkreisläufen, die viel Energie verbrauchen und damit für die Gestaltung des alltäglichen Lebens verloren gehen.
Mithilfe der Methode des Inneren Teams lassen sich am Beispiel schwieriger Kontaktsituationen die inneren Teammitglieder kennen lernen, die an der jeweiligen Entscheidungsfindung beteiligt sind. So wird ein tieferes Verständnis der Bedürfnisse und Sehnsüchte, der Ängste, Vorlieben und Antipathien aber auch der lebens-tüchtigen, pragmatischen und sozial angepassten Anteile der ganzen Person möglich.
Es gilt zunächst, diese Teammitglieder wert-schätzen zu lernen mit ihrer jeweiligen Botschaft. Sie alle engagieren sich für das Wohl des jeweiligen Menschen, indem sie einen eigenen Aspekt in das innere Selbstgespräch einbringen. Auf dem Hintergrund eines solchen positiven Grundverständnisses wird ein inneres Gespräch der widerstreitenden Teammitglieder möglich, das nach und nach zu einer konsensfähigen Entscheidung führt.
Das mag zunächst mühsam und umständlich klingen, ist aber die Voraussetzung für gute Innere-Team-Arbeit, vergleichbar mit der Arbeit eines Teams von mehreren Personen, die auch erst Früchte trägt, wenn man einander kennt und die anderen als wertvolle Ergänzungs-Partner für die Lösungsfindung schätzt.
Und ähnlich wie bei einem gut eingespielten Team aus mehreren Menschen ist die Zufriedenheit und das persönliche Wohlbefinden groß, es gibt wenig innere Spannungen und eine gute Wirksamkeit nach außen.