Frisch erschienen
Die Kunst des Miteinander-Redens
Die Kunst des Miteinander-Redens
am 17.02.2020 erschienen:
Friedemann Schulz von Thun und Bernhard Pörksen:
Die Kunst des Miteinander-Redens - Über den Dialog in Gesellschaft und Politik
Hanser Literaturverlage, 2020
Vielen von Ihnen wird das Buch Kommunikation als Lebenskunst (2014) bekannt sein, in dem der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen der Kommunikationspsychologie von Schulz von Thun auf den Zahn gefühlt hat. Jetzt haben Pörksen und Schulz von Thun ein neues Buch, ebenfalls in Dialogform, geschrieben. Diesmal geht es um den kommunikativen Klimawandel in der Gesellschaft, daher der Untertitel: Dialog in Gesellschaft und Politik. Die Idee und die Hoffnung, dass die medienwissenschaftliche Perspektive und unsere Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation einander befruchten können, wenn es um die sehr aktuelle Frage geht: Wie gehen wir miteinander um? Das Buch erscheint im Februar 2020 im Hanser Verlag, Friedemann Schulz von Thun hat hier vorab einige Kerngedanken zusammengefasst:
Dialog. Von einem Dialog dürfen wir dann (und erst dann) sprechen, wenn ein Bemühen erkennbar wird, die Wahrheit zu zweit beginnen zu lassen. Andernfalls bleibt es ein Schlagabtausch und ein gegenseitiger Versuch, dem anderen die Unsinnigkeit seines Standpunktes nachzuweisen - und sich selbst als Inhaber der Wahrheit kund zu tun.
Polarisierung. Wenn sich eine Polarisierung verschärft, droht eine Spaltung. Manche haben eine Meisterschaft darin entwickelt, in ihrer Rhetorik Brandbeschleuniger der Polarisierung einzusetzen. Stattdessen notwendig: Die Kunst der Entgiftung!
Debattenkultur. Darauf kommt es an: eine Debattenkultur zu entwickeln, welche die Unterschiede in den Auffassungen trennscharf herausarbeitet, und doch zugleich die Gemeinsamkeit und den Zusammenhalt als Bürger unserer Gesellschaft und als Menschen auf diesem Erdball zu erkennen und erkennen zu lassen.
Souveränität höherer Ordnung. Wahre Souveränität zeigt sich darin, dass ich Aspekte vom Standpunkt des anderen herausfinde und benenne, die ich zu würdigen weiß. Und auch darin, Nachteile und Schwächen der eigenen Auffassung einzuräumen.
Empathie. Empathie ist eine Haltung, mit der ich den Standpunkt des anderen aus seiner Perspektive nachvollziehe und mit der ich mich in seine Situation einfühle. Zu der Kunst, eine Brücke zu bauen, gehört unbedingt diese Empathie. Sie darf nicht mit Sympathie verwechselt werden.
Die Quadratur. Auch und gerade in der öffentlichen Auseinandersetzung brauche ich ein Bewusstsein von der quadratischen Struktur jeder Kommunikation, verbunden mit der Fähigkeit, sich auf vier Ebenen bewusst zu äußern und mit vier Ohren integral zu hören.
Problem und Dilemma. Zu wissen, dass manchem Problem in Wahrheit ein Dilemma zu Grunde liegt, das gut erkannt sein will – aber nicht gelöst, sondern nur (aber immerhin) balanciert und gestaltet werden kann.
Empörung zweiter Ordnung. Zu wissen, dass im Falle einer Attacke oder Anschuldigung für den Betroffenen (oder für die Betroffene) die größere Gefahr eines Reputationsverlustes oft erst durch seine (oder ihre) Reaktion auf die Anschuldigung entsteht. Wir sprechen von einer Empörung zweiter Ordnung, mit der dann zu rechnen ist.
Achtung und Ächtung. Zu einer guten Streitkultur gehört grundlegend die Achtung des Gegenübers. Wenn er sich aber eklatant von humanen Werten lossagt und menschenverachtende Einstellungen proklamiert, kann eine deutliche Ächtung einer solchen Haltung am Platze sein. Keine leichte Aufgabe, Achtung und Ächtung in stimmiger Weise zu verbinden!