das Werte- und Entwicklungsquadrat

Die Prämisse des Werte- und Entwicklungsquadrats lautet: Jeder Wert (jede Tugend, jedes Leitprinzip, jede menschliche Qualität) kann nur dann seine volle konstruktive Wirkung entfalten, wenn er sich in ausgehaltener Spannung zu einem positiven Gegenwert, einer „Schwesterntugend” befindet. Ohne diese Balance verkommt ein Wert zu seiner entwerteten Übertreibung.

So braucht es neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit, um nicht zum Geizhals zu verkommen und umgekehrt bewahrt die Balance mit der Sparsamkeit den Großzügigen vor der Verschwendung.

Die Entwicklungsrichtung findet sich in den Diagonalen. Wer die Sparsamkeit übertreibt und zum Geizigen wird, dessen Entwicklungspfeil zeigt zur Großzügigkeit und komplementär empfiehlt es sich für den Verschwenderischen, die Sparsamkeit zu entwickeln.

Dieses von Nicolai Hartmann (1926) stammende und von Helwig (1967) weiterentwickelte Wertequadrat hat Schulz von Thun (1989) für die Belange der zwischenmenschlichen Kommunikation und die Persönlichkeitsentwicklung mit dem Entwicklungsgedanken verbunden. Mit Hilfe des Werte- und Entwicklungsquadrates kann es uns gelingen, Wertvorstellungen und persönliche Maßstäbe in dynamischer Balance zu halten und in konstruktiver Weise wirksam werden zu lassen. Insbesondere können wir damit für uns selbst und für andere die anstehende Entwicklungsrichtung entdecken. In dieser Funktion wird das Werte- und Entwicklungsquadrat für Zielvereinbarungsgespräche genutzt.

Von wem stammt das Wertequadrat?

Eine Teilnehmerin unserer Weiterbildungsreihen mit dem Namen Kristina Osmers hat im Rahmen ihrer Abschlussarbeit für philosophische Beratung eine wichtige Entdeckung gemacht, die eine kleine und unangenehme Sensation enthält:

Das Wertequadrat von Paul Helwig stammt in seinen entscheidenden gedanklichen Elementen von Nicolai Hartmann, seinem Professor, bei dem er studiert und promoviert hat. Er hat diese Quelle aber nicht angegeben. Insofern habe ich ihm, haben wir ihm bei der Quellennennung zu viel Ehre angetan.

Die entscheidende Weiterentwicklung der aristotelischen Tugendlehre (aus seiner Nikomachischen Ethik) besteht darin, dass Hartmann in seiner „Ethik“ (1926) die Tugend nicht mehr als Mitte zwischen einem Zuviel und einem Zuwenig angesehen hat, sondern erkannt hat, dass zwei positive Werte in einem Spannungsverhältnis stehen und nach einer Synthese suchen. Helwig aber hat die Sache handhabbar gemacht.

Veröffentlichungen Schulz von Thun zum Werte- und Entwicklungsquadrat

1. Allererste Einführung
„Miteinander reden 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung“, S. 43-63

2. Etwas neuer und ausführlicher
„Das Werte- und Entwicklungsquadrat: Ein Werkzeug für Kommunikationsanalyse und Persönlichkeitsentwicklung“, erschienen in „TPS: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik“, Ausgabe 09/2010, S. 13-17

3. Umfassend und mit allen Anwendungsperspektiven
„Miteinander reden: Fragen und Antworten“, S. 49-76

4. Zur Geschichte
„Von wem stammt das Werte- und Entwicklungsquadrat?“, erschienen in „SyStemischer- Die Zeitschrift für systemische Strukturaufstellungen“, Ausgabe 07/2015, S. 88-98

Wo können Sie das lernen?

Das Werte- und Entwicklungsquadrat spielt in vielen unserer Angeboten eine Rolle. Finden Sie nachfolgend das für Sie passende Seminar.

Lassen Sie sich auch gerne persönlich dazu beraten, wie Sie bei uns lernen können, das Werte- und Entwicklungsquadrat als Hilfsmittel für Ihre Praxis einzusetzen. Ihre Ansprechpartner:innen finden Sie hier.

Für alle Zielgruppen

In einigen Impulstagen wird das Werte- und Entwicklungsquadrat vermittelt und angewendet. Die Impulstage, in denen es die Hauptrolle spielt, tragen es auch im Titel oder im Untertitel, wie z.B. "Das Werte- und Entwicklungsquadrat als Multi-Tool für Führungskräfte", die mal als Online- und mal als Präsenzveranstaltung stattfinden.

Für Coaches, Trainer:innen und Personalentwickler:innen

Im Grundseminaren unserer offenen Seminarreihe "Kommunikationsberatung und Training", dem KBT-Grundkurs: Kommunikation für Beratung und Training, wird es sehr intensiv vermittelt und geübt. Auf dieser Grundlage, die weit über die Lektüre unserer Bücher hinaus geht, wird es in den weiterführenden Seminaren immer wieder aufgegriffen und vertieft.

Für Führungskräfte

Im Grundseminaren unserer offenen Seminarreihe für Führungskräfte, dem KuF-Seminar 1: Grundlagen der Kommunikationspsychologie für Führungskräfte, wird es sehr intensiv vermittelt und geübt. Auf dieser Grundlage, die weit über die Lektüre unserer Bücher hinaus geht, wird es in den weiterführenden Seminaren immer wieder aufgegriffen und vertieft.

Für soziale Berufe

Im Grundseminaren unserer offenen Seminarreihe für soziale Berufe, dem ZKP-Grundkurs Kommunikation Modelle und Methoden, wird es sehr intensiv vermittelt und geübt. Auf dieser Grundlage, die weit über die Lektüre unserer Bücher hinaus geht, wird es in den weiterführenden Seminaren immer wieder aufgegriffen und vertieft.