Konflikte und Verletzungen entstehen durch Kommunikation – oder durch ihr Fehlen. Wer verzeihen möchte, muss sich mit unausgesprochenen Botschaften, alten Kränkungen und inneren Dialogen auseinandersetzen: Was wurde gesagt – und was gehört? Welche unausgesprochenen Erwartungen und Bedürfnisse stehen hinter dem Konflikt? Wie kann ich mittels einer Entschuldigung und damit der Anerkennung meines Beitrags eine Brücke bauen – oder eine klare Grenze setzen, wenn Verzeihen nicht bedeutet, einfach zur Tagesordnung überzugehen? Vergebung bedeutet nicht, alles hinzunehmen. Es geht darum, mit dem, was passiert ist, so umzugehen, dass wir nicht darin stecken bleiben.
Mit dem zweiteiligen Seminar „Das Gras wird gebeten, über die Sache zu wachsen“ widmen wir uns zwei zentralen Schritten auf dem Weg zur Versöhnung: der Entschuldigung und dem Verzeihen.
Die Seminartage können getrennt voneinander besucht werden - beide Seminarteile zusammen ergeben das vollständige Bild des versöhnlichen Miteinanders.
Teil II: Die Praxis des Verzeihens: zwischen Selbstschutz und Loslassen
Auch wenn wir es uns von Herzen wünschen und gerne gelassen über allen Verletzungen stehen würden: Verzeihen ist kein einfacher Akt, kein „Schwamm drüber“. Vielmehr handelt es sich um einen komplexen inneren Prozess, in dem sich Gefühle von Verletzung, Wut und Groll mit dem Wunsch nach Rache, Ausgleich, Befreiung und Beziehungsklärung verweben.
Im zweiten Teil des Seminars reflektieren die Teilnehmenden die psychologische Ambivalenz des Verzeihens: Warum fällt es so schwer, loszulassen? Welche Schutzfunktionen erfüllt das Festhalten am Groll? Und wie lässt sich Verzeihen gestalten, ohne die eigene Würde oder Grenzen zu missachten? Missverständnisse wie „Vergeben heißt vergessen“ oder „Verzeihen ist gleichbedeutend mit Versöhnung“ werden differenziert betrachtet.
Für die inhaltliche Auseinandersetzung arbeiten wir an eigenen Beispielen - mit angeleiteten Reflexionen, die innere Ressourcen aktivieren. Wir wechseln die Perspektive und beleuchten, wie Verzeihen nicht nur zur eigenen Entlastung beiträgt, sondern auch Beziehungen nachhaltig stärken kann. Ziel ist es, Verzeihen als eine bewusste Entscheidung wahrzunehmen und zu etablieren; sie als Möglichkeit der Selbstwirksamkeit zu verstehen – ein Schritt von der Wahrnehmung und Kommunikation der Schwere der Verletzung hin zur Freiheit des Miteinanders und der Gestaltung einer anderen Zukunft. Sie sollte jedoch nicht um jeden Preis geschehen - in einigen Fällen ist es gut und richtig, zu sich selbst zu stehen und der Verletzung den Raum zu geben, den sie braucht und das Gegenüber in die Verantwortung zu nehmen, die notwendig ist.
Achtung: Dieser Impulstag findet online via zoom statt!
Für die Online-Teilnahme benötigen Sie:
- das Programm zoom, Sie können es kostenlos unter www.zoom.us herunterladen oder alternativ den Einladungs-Link nutzen, den Sie kurz vor dem Seminar erhalten
- einen Computer, der mit einer Kamera ausgestattet ist
- einen einigermaßen ruhigen Ort, an den Sie sich zurückziehen können
- je nach Ihren Bedürfnissen und der Qualität Ihres integrierten Mikrofons ein Headset (unserer bisherigen Erfahrung nach reicht das integrierte Mikrofon aus)