Eine neue Klärungshilfe-Ausbildung
Die „Klärungshilfe“ hat nun schon eine lange Geschichte hinter sich. Sie entstand in den achtziger Jahren aus einer Zusammenarbeit von Christoph Thomann und Friedemann Schulz von Thun. Zerstrittene Ehepaare kamen in die Hamburger Universität, um - unter Anleitung von Christoph Thomann - wieder besser miteinander in Kontakt zu kommen. Forschung und Praxis bildeten eine Einheit. Die Erntefrucht erschien als Rowohlt TB 1988 : „Klärungshilfe 1“, heute ein Klassiker mit großem Einfluss auf die Mediations-Arbeit.
Christoph Thomann hat in den folgenden Jahren und Jahrzehnten diese Methode der Mediation vielfach erprobt und weiterentwickelt, mehr und mehr auch in Unternehmen. 1998 erschien von ihm „Klärungshilfe 2: Konflikte im Beruf“, unter Mitarbeit von Wibke Stegemann:
Neun Jahre später erschien ein eindrucksvolles Praxisbeispiel von der ersten bis zur letzten Minute: Klärungshilfe 3 – das Praxisbuch, zusammen mit Christian Prior:
Über viele Jahre hinweg hat Christoph Thomann in Aus- und Fortbildungen die Klärungshilfe gelehrt - immer im Dreiklang von Theorie, Praxisübungen und Selbsterfahrung. Der Umgang mit schwierigen Gefühlen spielte dabei eine große Rolle. Nun bieten Catarina Barrios, Wibke Stegemann und Alexandra Bielecke erstmalig unter dem Dach des Schulz von Thun Institutes eine komplette Klärungshilfe-Ausbildung an. Catarina Barrios war Co-Leiterin von Christoph Thomann in unserer Fortbildungsreihe KBT „Kommunikations-Beratung und Training“ von der ersten Stunde an und ist inzwischen seit vielen Jahren die Hauptleiterin der beiden KBT-Klärungshilfe-Kurse. Wibke Stegemann kam für den Kurs „Klärungshilfe 2“ dazu, und wie sie ist auch Alexandra Bielecke seit vielen Jahren Dozentin der Klärungshilfe in unserer ZKP „Zusatzausbildung Kommunikationspsychologie“. Alexandra Bielecke ist außerdem 1. Vorsitzende des Bundesverbandes Mediation e.V.. Im Rahmen der KBT und der ZKP vermitteln sie die grundlegenden Vorgehensweisen und Methoden der Klärungshilfe im Zusammenspiel mit anderen Berufsrollen. Die neue Mediations-Ausbildung Klärungshilfe bietet eine fundierte, umfassende und praxisnahe Befähigung, zwei Personen, Teams und auch größere Organisationseinheiten bei der Klärung ihrer beruflichen Konflikte als Mediator:in zu begleiten.
Klärungshilfe ist die Methode der Wahl, wenn in einer Mediation nicht nur eine einvernehmliche Lösung angestrebt wird, sondern auch und vor allem die emotionale Grundlegung für eine weitere Gemeinschaft oder Zusammenarbeit. Sie ist nach meiner Einschätzung eine der besten sozialen Erfindungen des letzten Jahrhunderts. Wer sich allerdings einmal als Klärungshelfer:in versucht hat, weiß, dass dies eine überaus schwierige menschliche und professionelle Sache ist. Ob man will oder nicht, man gerät in den Bannkreis des Systems und kriegt es unweigerlich auch mit sich selbst zu tun. Es ist hoch erfreulich, wenn für diese anspruchsvolle Aufgabe gut ausgebildete Mediatoren und Klärungshelferinnen zur Verfügung stehen. Daher wünsche ich dieser neuen Ausbildungsreihe von ganzem Herzen viel Erfolg.
Friedemann Schulz von Thun, April 2021